Neuanfang
Nach Jahren, in denen die Verbindung keine Activitas hatte, fand schließlich nochmal ein Neuanfang statt:
 
Die Neubegründung der Activitas am 07.11.1979
Christoph Biskupek

1977 lebten im Collegium Albertinum in Bonn noch über 140 Studierende mit dem Ziel, Priester zu werden. Für die verschiedenen Theologenverbindungen gab es pro Jahr ca. 30 Erstsemester, die nach Orientierung, Hilfe und Freundeskreisen suchten. Gute Bedingungen für’s Keilen!

In der damaligen politischen gesellschaftlichen wie kirchlichen Lage konkurrierten „linke“ mit „rechten“ Kräften, „Freigeister“ mit nüchternen Systematikern...: Die traditionsverbundene Montania war die erste Verbindung, in der ich eines Mittwoch Abends im „Weinkrüger“ die studentische Identität schmecken lernte; bei Altherrenbesuchen, besonders aber beim Stiftungsfest war das Zeremoniell jedoch so verwunderlich streng gespielt, dass es bei aller Komik auch Abwehr hervorrief. Die Vertreter der Colonia hatten ihre Wahrheit aus der Tradition so kompromisslos auf ihre Fahnen geschrieben, dass ich sofort wusste, kein Kandidat für sie zu sein. Die Burgundia war ein kleiner Freundeskreis, dessen Ausstrahlung mich nicht erreichte. Die Aurelia trug ein liberales Gesicht, weil jegliches „burschenherrliches“ Gehabe abgelehnt wurde, zumal sie von der Mitgliedschaft des Repetenten Gerd Bachner profitierte. Eine Verbindung zu sein, wies der „Ring“ weit von sich, bestand aus einem beachtlichen Kreis von stärker politisch Engagierten und hatte in Direktor Karl-Heinz Vogt eine werbewirksame Bezugsperson.

Keine Frage, ich war schon bei den Montanen und Aurelen gut untergekommen, nach langem Zögern fast amiciert oder gar aufgenommen, da sprach mich mein Heimatpfarrer Friedrich Vater aus Düsseldorf-Oberkassel mit großem Ernst und sichtbarer Erwartung an, die vor Jahren eingegangene Activitas der Rhenofrankonia sollte neu begründet werden. Er berichtete mir voll stolz von ihrer Vergangenheit und forderte mich auf, mit dem um zwei Semester jüngeren Friedhelm Kronenberg Kontakt aufzunehmen. Dessen Heimatpfarrer in Düsseldorf-Himmelgeist, Jakob Kreuels, hatte mit diesem in konzertierter Aktion ebenfalls das entsprechende Gespräch geführt. Die Alten Herren Vater und Kreuels hatten mit dem Düsseldorfer Zirkel diese Chance gewittert, als sie beide einen Priesteramtskandidaten im Albertinum hatten.

Gespräche und Überlegungen folgten: Wie die Tradition der Rhenofrankonia aufgreifen, ihre Zukunft formulieren, sich unter bestehenden Verbindungen positionieren, welche Kommilitonen dafür gewinnen? Entscheidender Motor und große Hilfe war der Philistersenior Prof. Dr. Hans Jorissen, dessen Autorität und freundschaftliche Nähe natürlich für einige junge Leute attraktiv war. Ich war längst in meinen Freisemestern in Paris, als am 07.11.1979 die Aktivitas der Rhenofrankonia nach einer heiligen Messe im Bonner Münster beim folgenden Festakt von neun Studenten wieder begründet wurde. Friedhelm Kronenberg hatte das meiste Engagement bei diesem Projekt gezeigt und wurde darum folgerichtig auch zum ersten Senior gewählt.

Zwei Jahrzehnte später war dann auch diese Activitas am Ende, da die dramatisch  gesunkene Studentenzahl im Collegium Albertinum die Vielfalt an Verbindungen nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Aber die letzten zwanzig Jahre Activitas haben sich gelohnt. Alles ist halt zyklisch: Vielleicht gibt’s ja eine erneute Wiederkehr.
 
 
 

Liste der neun Theologiestudenten, die den Altherrenkonvent am 07.11.1979 um Aufnahme in die Rhenofrankonia baten und somit die Aktivitas wiederbegründeten:

Biskupek, Christoph (Coll. Albertinum)

Denecke, Gustav (Coll. Albertinum)

Fischbach, Andreas (Coll. Albertinum)

Heidkamp, Frank (Coll. Albertinum)

Herz, Ulrich (Coll. Albertinum)

Kronenberg, Friedhelm (Coll. Albertinum)

Scheiblich, Hans-Bernd (Coll. Albertinum)

Woelki, Rainer (Coll. Albertinum)

Zogalla, Thomas (Coll. Albertinum)